Stresstest für den Arbeitsplatz

Warum gerade ich? Bisher habe ich doch viel geleistet für den Erfolg des Unternehmens. Und jetzt die Kündigung. Diese Situation ist keine schöne Sache und kommt doch vor. Leider aus Sicht des Betroffenen oft aus heiterem Himmel.

Ich habe bereits an anderer Stelle in dieser Kolumne geschrieben, was konkret zu tun ist, wenn man sich mit einer solchen Situation konfrontiert sieht. In einer Welt, wo der Verlust des Arbeitsplatzes längst keine Ausnahme mehr ist, lohnt es, der Frage nachzugehen, ob man eine solche Situation nicht auch hätte vorhersehen können. In der Beratung diskutiere ich des Öfteren mit meinen Klienten, ob es frühe Signale dafür gab. In vielen Fällen glaube ich, ja.

Wichtig ist zunächst, es für sich selbst gedanklich zuzulassen, dass Dinge sich ändern können und auch werden – und zwar von heute auf morgen. Das ist oftmals leichter gesagt als getan, sind wir Menschen doch eher gewohnheitsliebend, denn „die Macht der Gewohnheit macht die Gewohnheit“. Eine erste Sensibilisierung gelingt Ihnen dadurch, dass Sie sich Ihre Gewohnheiten durch schlichtes Bewusstmachen vergegenwärtigen.

Um sich dann auf Veränderungen vorzubereiten, gilt es, sich frühzeitig mit Trends und Entwicklungen zu beschäftigen, diese zu erkennen. Wie gelingt das? Nur durch Achtsamkeit. Im allgemeinen Rauschen und Überlagern kommt es gerade auf die kleinen, häufig noch unscheinbaren Anzeichen an.

Igor Ansoff, ein US-Mathematiker, hat hierzu das „Konzept der schwachen Signale zur strategischen Frühaufklärung“ entwickelt. Aus zunächst kaum wahrnehmbaren, später aber sehr wirkungsstarken Signalen lassen sich Szenarien entwickeln, die dann wiederum Präventivstrategien ermöglichen. Bezogen auf den betrieblichen Alltag kann man dieses Konzept übertragen, indem man sich beispielsweise folgende Leitfragen stellt: Wie stark bin ich in aktuelle Fragestellungen und Projekte in meinem Unternehmen einbezogen? Wann wird auf meine Meinung im aktuellen betrieblichen Umfeld Wert gelegt? Kann ich auf meinem Arbeitsplatz grundsätzlich immer etwas dazulernen? Wie sieht konkret mein Plan B aus, für den ich mich fit halte?

Wenn Sie bei der Beantwortung dieser Fragen bereits schwache Signale verspüren, sollten Sie ab sofort an der Robustheit Ihrer „Employability“ arbeiten.

Thomas Wüllner ist Geschäftsführender Partner und Experte für Karriereberatung und Einzel-Outplacement des Beratungsunternehmens P4 Career Consultants
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